3 Tipps, um Ausreden des Kunden zu entkräften

3 Tipps, um Ausreden des Kunden zu entkräften

Menschen sammeln während ihres Lebens unzählige Dinge an. Die einen mehr, die anderen weniger, aber die meisten immer noch genug, um irgendwann zu spüren, dass all dieser Besitz sie belastet anstatt beglückt. In einer Zeit, in der man sich alles kaufen und vieles leisten kann, in der es Dinge gibt, von denen man vor ihrem Kauf gar nicht wusste, dass man sie brauchte (ich denke da an Dinge wie Eisollbruchstellenverursacher, Apfelkernentferner, Butterhobel oder Kantenbürsten für Fußleisten, um nur einige zu nennen) tummeln sich in Schränken, auf Dachböden und in Kellern Sachen, die schon seit Jahren nicht mehr genutzt, geschweige denn gebraucht werden.

Die Kunden sind erdrückt von all diesen Dingen und wünschen sich ein Zuhause, in dem sie wieder freier atmen können. Sie würden sich gern von dem Krempel lösen – aber genau das ist oft die Krux an der Geschichte, denn sie tun sich trotz des Wollens unglaublich schwer damit. Wollen wir unsere Kunden beim Ausmisten unterstützen, ist es daher als Erstes wichtig, das Warum des Festhaltens bzw. Nicht-Loslassen-Könnens zu entschlüsseln.

Das WARUM entschlüsseln

Es gibt haufenweise Tipps im Internet, wie das mit dem Ausmisten geht, es wurden mittlerweile unzählige Bücher über das Thema geschrieben, und trotzdem klappt es nicht so einfach bei jedem. Warum ist das wohl so? Warum hängen die einen an Dingen, mit denen die anderen nicht einmal etwas anfangen können?

Erinnerungen

Jeder hat da seine ganz eigenen Gründe, denn jeder verbindet bestimmte Dinge auch mit etwas ganz Eigenem – einer Erinnerung, einem Ereignis oder einer Person zum Beispiel. Die Schneekugel aus den Paris-Flitterwochen, das (fünfunddreißigste) Shirt vom Halbmarathon oder das Freundschaftsarmband aus Kindertagen. All das sind Dinge, die uns auf der einen Seite ausmachen, mit denen wir uns identifizieren – wenn wir sie denn mal wieder hervorkramen. Die uns auf der anderen Seite aber auch bewusst machen, dass wir älter werden, und älter werden macht uns Angst. Noch dazu könnte unsere Identität, die wir uns durch die Dinge aufgebaut haben, verloren gehen. Und anstatt sich diesen Themen zu stellen, verdrängen wir sie lieber und halten einfach an den Dingen fest.

Entscheidungen

Andere Kunden wiederum tun sich schwer mit dem Ausmisten, weil sie wissen, dass sie dann Entscheidungen treffen müssen. Und die gehen oft einher mit Schuldgefühlen gegenüber anderen – gegenüber dem Sohn beispielsweise, der zwar mittlerweile schon aus der Pubertät raus ist, aber der ihnen im Alter von fünf Jahren im Kindergarten den bunten Geldbeutel aus Filz gebastelt hat. Oder gegenüber der vor drei Jahren verstorbenen Großmutter, welche die Tischdecke, die sie ihnen schenkte, selbst bestickt hat.

Noch schwieriger ist es jedoch oft, die Schuldgefühle gegenüber sich selbst abzuschütteln. Denn vor zwei Jahren nach dem Crashkurs im Gitarre spielen versprach man sich, täglich zu üben, um am Feuer irgendwann „Take Me Home, Country Roads“ zu klampfen. Bei dem Versprechen ist es geblieben, und die Gitarre wartet seither auf dem Dachboden darauf, gespielt zu werden.

Die mit Abstand am meisten gehörte Ausrede ist jedoch immer noch „Was, wenn ich das Ding irgendwann noch einmal brauche?“. Eine Entscheidung, bei der sich selbst manchmal geübte Ausmister und Loslasser schwertun. Um dann doch nach einem gewissen Zeitraum festzustellen, dass die Apokalypse nicht eingetroffen ist und es alle Dinge noch immer verfügbar sind – wenn auch nicht unbedingt im eigenen Zuhause. Aber so what? Sehr wahrscheinlich wurde sie durch unsere Ahnen geschürt, diese Angst vor dem Mangel und somit vor der Zukunft. Nun ist es an der Zeit, sich von ihr zu lösen!

3 Tipps, um Ausreden des Kunden zu entkräften

Glaubenssätze

Das am weitesten verbreiteten WARUMs begegnen uns Ordnungscoaches jedoch immer noch und immer wieder in Form von tief verwurzelten Glaubenssätzen (Verlinkung: Worum es bei Glaubenssätzen genau geht und wie man sie auflösen kann, findest du in diesem Blogbeitrag). „Ich/man muss doch …“, „Ich darf doch nicht einfach…“ sind Formulierungen, die wir alle nur zu gut kennen. Beim Ausmisten und Ordnung schaffen kommen sie meist in der folgenden Form daher:

  • Das war doch mal teuer, das kann ich nicht einfach wegwerfen!
  • Geschenke darf man doch nicht weggeben oder entsorgen!
  • Das ist doch noch gut, das kann man noch verwenden.
  • Das hebe ich für meine Kinder, Enkel (oder diverse andere Familienmitglieder) auf.
  • Wenn ich das wegschmeiße, dann ist die Erinnerung für immer verloren.
  • … und so weiter und so fort …

Viele Menschen benutzen diese Sätze, wissen aber gar nicht, dass das, was sie da sagen, nicht unbedingt wahr ist, sondern dass sie es nur für wahr halten. Werden wir als Ordnungscoach mit diesen Glaubenssätzen konfrontiert, ist die Gegenargumentation oft nicht leicht, denn was wir über Jahre und in frühester Kindheit gelernt haben, ist nicht ganz so leicht wieder abzuschütteln. Glaubenssätze komplett aufzulösen, ist so gut wie unmöglich – die gute Nachricht ist jedoch, dass wir beeinflussen können, ob sie weiter wirken. Aber wie finde ich nun heraus, nach welchen Glaubenssätzen der Kunden lebt und daher zu viel Krempel mit sich herumschleppt, von dem er sich nicht lösen kann?

Herantasten über Gespräche und Fragen

Es gibt ebenso viele Ausreden wie Gründe, warum das Ausmisten doch nicht so leicht ist, wie die Tipps oft versprechen und warum Unordnung einzieht. Diese Gründe bei den Kunden herauszufinden, ist die hohe Kunst beim Ordnungscoaching. Erst wenn ich die Gründe für das Festhalten kenne, ist es mir als Ordnungscoach auch möglich, die Ausreden zu entkräften. Empathie ist hier von entscheidender Bedeutung, denn in einer empathischen Atmosphäre lassen sich gute Gespräche führen und eine intensive sowie vertrauensvolle Beziehung zum Kunden aufbauen.

Diese Gespräche lassen sich wunderbar zur Ursachenforschung nutzen, und mit Fragen wie

  • Wie ist das Problem entstanden?
  • Wodurch wurde es ausgelöst?

ist es oft bereits zu Beginn möglich, zur Wurzel des Problems vorzudringen.

Geht es schließlich ans Ausmisten, so können Fragen wie

  • Warum ist der Gegenstand so wichtig, warum halten Sie an ihm fest?
  • Was verbinden Sie mit ihm?
  • Was denken Sie, könnte passieren, wenn Sie sich von dem Erinnerungsstück trennen?
  • Was denken Sie, könnte passieren, wenn der Nachbar denkt, dass …?“

hilfreich sein, um verborgene Glaubenssätze aufzudecken und festzustellen, wie wichtig ihm bestimmte Lebensphasen oder Personen und die damit verbundenen Dinge sind. Erst dann ist man als Aufräumcoach in der Lage zu entscheiden, ob man vielleicht noch etwas forscher nachbohrt oder eher nicht.

Lösungsvorschläge anbieten

Nach dem aufgedeckten WARUM  und den entschlüsselten Glaubenssätzen ist es nun für den Coach umso leichter, die Ausreden des Kunden zu entkräften und ihm den Weg zum Loslassen zu ebnen. Wie viel Fingerspitzengefühl dabei nötig ist, entscheidet dabei meist das Vertrauensverhältnis und oft auch die Länge der Zusammenarbeit.

Natürlich schwelgen die Kunden beim gemeinsamen Aufräumen in Erinnerungen. Voller Wehmut ob des Wissens, dass  es nie wieder so werden wird. Eine Reise nach Paris wird nie wieder so sein wie damals in den Flitterwochen. Und die Kindergartenfreundin mit dem Armband ist schon lange weggezogen. Hach, es war doch eine so schöne Zeit. Absolut war sie das – nur was ist denn mit der heutigen Zeit? Wer immer nur in der Vergangenheit lebt, verstellt sich den Blick auf das Hier und Jetzt. Auch ein Aufräumcoach hat nichts gegen Dinge einzuwenden, zu denen eine emotionale Bindung besteht. In dem Fall jedoch gilt es, ihnen einen schönen Platz im Zuhause zu geben, so dass man sich täglich an ihnen erfreuen kann. Da spürt man recht schnell, wie wichtig einem das eine oder andere Erinnerungsstück am Ende ist. Letzten Endes bewahrt man Erinnerungen sowieso eher im Herzen auf als in einem Umzugskarton im Keller.

Mit dem Aufheben für „irgendwann“ verhält es sich ähnlich. Kunden darauf zu stoßen, dass Zukunft etwas ist, worauf wir uns freuen sollten und nichts, vor dem wir Angst haben sollten, bewirkt oftmals schon extrem viel. Warum in eine Zukunft investieren (und Dinge horten bzw. an ihnen festhalten), von der man nicht weiß, ob und wann sie eintreffen wird? Das Hier und Jetzt ist wichtig, und auf die Frage „Wie stellst du dir im Hier und Jetzt dein ideales Leben vor?“ antwortete bisher keiner der Kunden mit „Ein Schrank voller Dinge, die ich irgendwann vielleicht mal brauche“, sondern eher mit „Zeit für mich, Freiraum und Luft zum Atmen“.

Und das Gitarre spielen?… Nun, die eigens auferlegten Schuldgefühle kann man loswerden, indem man sich eine Deadline setzt. Habe ich nach einem Monat (einer Woche, zwei Wochen – nie jedoch länger als drei Monate!) nicht damit begonnen, die Notenblätter zu studieren, dann war es mir wohl nicht wichtig genug. Im Gegenteil, die Gitarre hängt wie ein Damoklesschwert auf dem Dachboden und erzeugt immensen Druck. Frei davon machen kann sich nur, wer sie jemand anderem überlässt, der dann vielleicht schon bald „Take Me Home, Country Roads“ am Lagerfeuer für einen trällert.

So gibt es unzählige Möglichkeiten, wie man Glaubenssätze hinterfragen, sich von Dingen trennen und am Ende trotzdem ein glückliches und befreites Leben führen kann. Ob Erinnerungsstücke-Zurschaustellen, Ein-Jahres-Kiste oder Deadline – am Ende entscheidet einzig das persönliche Empfinden über „Gehen lassen“ oder „Behalten“. DENN: es ist absolut okay, Dinge zu behalten! Und sind die Gründe dafür nicht Schuldgefühle, sondern die Freude an der Erinnerung, dann ist das die absolut beste Voraussetzung für ein Zuhause, in dem man sich rundum wohlfühlt.

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